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In meinem Blogbeitrag vom 18. Juli 2014 hatte ich Ihnen von meinem Kongressbesuch “Update on Positive Psychology” am 12. und 13. Juli in Berlin berichtet und angekündigt, interessante Fakten, Studien und Erkenntnisse aus den Kongress-Beiträgen rund um das Thema Positive Psychologie mit Ihnen zu teilen.

Heute geht es um den Vortrag von Prof. Dr. med. Joachim Bauer sowie eines seiner Bücher*. Prof. Bauer ist Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut und zählt laut Magazin „Cicero“ (Magazin für Politische Kultur, Januar 2013) zu den einflussreichsten deutschsprachigen Intellektuellen. In Berlin hielt er einen beeindruckenden Vortrag zum Thema „Das Glück und die Hirnforschung. Glücksquelle Mitmensch: Eine neurowissenschaftliche Perspektive“ und führte aus, wie soziale Interaktionen zum Glück des Menschen und zu seiner Gesundheit beitragen können. Diese schon jahrzehntelange Erkenntnis aus der psychosomatischen Medizin ist in den letzten Jahren in den Neurowissenschaften in zahlreichen Studien eingehender untersucht und nachgewiesen worden.

Soziale Erfahrungen haben Einfluss auf die Aktivität von Genen

Stress-Erfahrungen aktivieren Stressgene. Bei „positivem“ Stress beispielsweise (wir erleben Herausforderungen, die wir bewältigen können) werden sowohl Stressgene aktiviert als auch Gene von Nervenwachstumsfaktoren. „Negativer“ Stress hingegen kann Genprogramme aktivieren, die zur Zerstörung von Nervenzellen führen, z. B. bei traumatischen Erfahrungen. Studien konnten beispielsweise belegen, dass kleine Säugetiere ihren Stressapparat erst dann beruhigen können, wenn sie reale Erfahrungen von Schutz und Fürsorge gemacht haben, zum Beispiel durch ihre Eltern. Prof. Bauer erläuterte, dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur eine Glücksquelle, sondern eine entscheidende Voraussetzung für die biologische Gesundheit des Menschen sind.

Was bedeutet das im Arbeitsleben?

Auch im Arbeitskontext kommt den zwischenmenschlichen Beziehungen damit eine hohe Bedeutung zu. Prof. Bauer beschreibt das „Doppelgesicht“ der Arbeit: Wir schöpfen zum einen Kreativität, Anerkennung und Wohlstand aus ihr, andererseits kann sie krank machen durch Faktoren wie Arbeitsverdichtung, Zeit- und Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit oder Führungsmängel.

Und was passiert neurobiologisch? Einiges!

  • Wenn wir Wertschätzung und Anerkennung erfahren, springt unser neurobiologisches Motivationssystem an.
  • Vertrauen und Einfühlung fördern die Produktion von Glücksbotenstoffen wie Oxytozin.
  • Positive Resonanz, also zwischenmenschliche Beachtung, Zuwendung und Erfahrungen sozialer Akzeptanz, lässt das Gehirn Dopamin ausschütten, was wiederum psychische Energie freisetzt.

Dadurch wird deutlich, wie wichtig positive soziale Interaktionen im Arbeitsleben sind, um sich weiterzuentwickeln und gesund bleiben zu können. Und letztlich damit gravierende Folgen wie beispielsweise Burnout zu vermeiden. Wenn sich am Arbeitsplatz Verausgabung -Effort und Anerkennung-Reward nicht die Waage halten, wenn also eine sogenannte ‚Effort-Reward-Imbalance‘ vorliegt, dann erhöht sich die Rate derjenigen, die stressbedingte Gesundheitsstörungen zeigen“, so Prof. Dr. med. Joachim Bauer.

*Buch-Tipp:

Bauer, J. (2013). Arbeit. Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht. München: Karl Blessing Verlag.

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