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Immer (mal) wieder sonntags können Sie in meinem Blog die Management-Spitzen lesen – Kurioses aus dem Führungsalltag, das Sie vielleicht auch schon mal in ähnlicher Form erlebt haben 😉 

In den Management-Spitzen Nr. 6 geht es um eine Führungskraft und ihre neuen Führungsmethoden – ein Zweiteiler rund um ein Frühstück, das den Mitarbeitern einiges zu denken gibt … Lesen Sie hier Teil 1:

Rechnungen, Werbung, Fachzeitschriften. Die übliche Post. Aber was war das? Zwischen zwei Flyern versteckte sich ein edler Umschlag. Cremefarben, Leinenstruktur. Schick! Und handschriftlich mit blauer Tinte adressiert an Constanze Saalbach. Interessant. Constanze Saalbach nahm den Brieföffner zur Hand und öffnete die ungewöhnliche Post. Sogleich hielt sie eine Karte in der Hand, ebenfalls aus Leinenstruktur. Eine Einladung. Zum Frühstück. Mit der Bereichsleiterin Henriette Endemann. Fernab des Büros, so hieß es. Fernab des Büros war noch nicht mal falsch. Aber nur weil ein Besprechungsraum im Nebengebäude reserviert worden war, konnte man kaum von „fernab“ sprechen. So ein „fernab“ suggerierte doch vielmehr einen externen Ort. Aber nun gut, man musste ja nicht kleinlich sein, die Geste zählte. Am kommenden Freitag, 8 Uhr. Eine Stunde lang. 8 Uhr!? Noch früher ging es wohl nicht, dachte sich Constanze Saalbach. Na ja, auf diese Art konnte sie wenigstens zu Hause die Zeit für das Frühstück sparen. Zum Start in den Tag ein anregender Austausch, so das Motto. Aha. Austausch. Und zu welchen Themen? Dazu gab es keinen Hinweis. Na ja, dann musste wenigstens nichts vorbereitet werden. Alles schon vorgekommen. Als Henriette Endemann den Bereich übernommen hatte, lud sie zu einem Imbiss ein. Im Anschluss an ein mehrstündiges Bereichstreffen, in dem sich jede Abteilung hatte präsentieren müssen. Das Treffen hatten die Mitarbeiter sehr gut in Erinnerung, denn viele waren mit einem unbehaglichen Gefühl an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Alle drei Abteilungen hatten sich in der Form eingebracht, dass jeder Mitarbeiter einen Redebeitrag hatte. Alle hatten sich Mühe gegeben, die neue Führungskraft angemessen willkommen zu heißen und ihr einen guten Eindruck von der bisherigen Arbeit zu vermitteln. Seltsam mutete an, dass sich die Bereichsleiterin zwar bei allen bedankt hatte, inhaltliche Fragen aber immer nur an ihre drei Abteilungsleiter richtete. Denen war es zwar etwas unangenehm gewesen und sie hatten versucht, ihre Mitarbeiter in die Antworten einzubeziehen. Aber das ignorierte Henriette Endemann. Um genau zu sein, erschienen ihr die Antworten auch irgendwie nicht so wichtig, denn sie fing schnell an auszuführen, was sie in ihrer beruflichen Vergangenheit zu den Themen gemacht und kennengelernt hatte. Das war zwar interessant, aber für einen ersten Kennenlerntermin etwas unpassend in diesem Ausmaß. Zumal sie ja schon die ersten 45 Minuten des Termins mit einer Selbstpräsentation gestaltet hatte.

Was soll’s, dachte Constanze Saalbach, sie kam sicher um das Frühstück nicht herum, und so hieß es nun vielmehr, ein paar Informationen zu sammeln. Wer war noch eingeladen, der ganze Bereich? Was hatte es mit diesem Frühstück auf sich? Wurde das nun zur Regelmäßigkeit? Warum mit einer so edlen Einladung und nicht per E-Mail? Das hieß es im Laufe des Tages herauszufinden. Und damit konnte sie gleich mal im Abteilungsmeeting anfangen.

Ja, das sei eine ganz neue Idee von Henriette Endemann, so ihr Vorgesetzter im Abteilungsmeeting. Das Frühstück solle zur Institution werden. Ein Mal pro Quartal. Denn auf diesem Weg könne doch wunderbar Kontakt mit den Mitarbeitern hergestellt werden, was ja im Arbeitsalltag und aufgrund der zahlreichen Meetings von Frau Endemann nicht so einfach sei. Aus jeder Abteilung würden immer nur zwei bis drei Mitarbeiter eingeladen, sodass mit einer Runde von sechs Personen plus Henriette Endemann doch ein intensiver Austausch gewährleistet sei. Aha, nicht schlecht, überlegte Constanze Saalbach. Wenn die Mitarbeitermeinung denn interessiert – und nicht nur ein Monolog aus der eigenen Vita. Ihre Gedanken wurden unterbrochen durch die weiteren Ausführungen ihres Vorgesetzten. Auch die Abteilungsleiter seien über ein neues Format in Kenntnis gesetzt worden. Zusätzlich zu den 1:1-Mittagessen, die Henriette Endemann monatlich mit jedem Abteilungsleiter pflegte, würde man nun auch ein Mal pro Quartal mit ihr auswärts essen gehen. Also alle drei Abteilungsleiter plus Frau Endemann. Abends! Damit man im turbulenten Arbeitsalltag mittags nicht so gehetzt sei.

Aha. Woher dieses neue Interesse an Austausch, erkundigte sich Kollege Wolfram etwas sarkastisch. Ja, woher nur? Das hatte es ja seit der Bereichsübernahme durch Henriette Endemann vor 18 Monaten nicht gegeben. Irgendwas lag hier in der Luft. Und das galt es beim Frühstückstermin herauszufinden!

(Personen und Handlung sind frei erfunden.)

Teil 2 folgt am 8. Juni 2014!

Management-Spitzen Nr. 6 Teil 1 als PDF-Dokument