Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen.
Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.
Vielflieger Max Blumberg sitzt genervt am Flughafen. Welche Beobachtungen er macht und welche Gedanken ihm dabei durch den Kopf gehen, lesen Sie in den Management-Spitzen Nr. 16 – Schön auf dem Boden bleiben!
Vielflieger Max Blumberg gehörte nicht zu der ganz besonderen Elite, die direkt über die Rollbahn zum Flieger gebracht wurde, aber Senator war ja schon mal was. Leider half ihm das wenig, ein kontinuierlich bestehendes Optimierungsproblem zu lösen: Fuhr er relativ spät zum Flughafen, quasi auf den letzten Drücker, lief er Gefahr, den Flieger zu verpassen, denn warten ließ man das Flugzeug seinetwegen nicht. Kam er zu zeitig, blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Zeit in der für ihn relevanten Wichtigheimer-Lounge zu verbringen. Und das ging ihm zunehmend auf den Geist. Nicht, dass das angebotene Essen schlecht gewesen wäre – mehr oder weniger gewöhnte man sich an die Standardhäppchen, -salate und -suppen. Aber die Atmosphäre!!!
Es wurde immer schlimmer. Das Publikum, vorwiegend männlich, schlurfte, den unvermeidlichen Trolley hinter sich herziehend, vor sich hin. Gern das Handy am Ohr und mit den Augen die Umgebung taxierend, wo denn ein geeigneter Sitzplatz zu finden sei. Und Blumberg hatte natürlich Verständnis, dass man sich irgendwie orientieren musste, aber dazu auch noch laut in das Handy brüllen? Überhaupt schien telefonieren nur möglich unter gleichzeitigem Hin- und Herlaufen. Während man sich am Buffet bediente hielt man das Gerät zwischen Schulter und Ohr fest, sofern man nicht über ein Headset verfügte. Leicht fiel da mal was neben den Teller, aber wozu war das Personal schließlich da. Hatte man seine Ecke gefunden, führte man die Unterhaltung kauend fort. Die anderen Gäste zu grüßen, galt offenbar als altmodisch und „bitte“ und „danke“ schien ohnehin abgeschafft zu sein.
Am meisten aufregen konnte sich Blumberg über die in den Sesseln lümmelnden Freaks, die schon durch ihr Äußeres kundtaten, dass ihnen soziale Normen eher schnurzegal sind. Und die Klamotten! Blumberg war es völlig unklar, wie die seinen Status erreichen konnten. Er trug Anzug und Krawatte, immer im Dienst.
Nachdem man zum wiederholten Male das Buffet abgeschritten hatte, türmten sich halbvolle Gläser und Tassen neben Tellern mit Essensresten auf den kleinen Tischen. Das Personal kam auch überhaupt nicht hinterher mit dem Abräumen. Der da hinten war sogar über seinem Tellerberg eingeschlafen. Nee, das war einfach nicht seine Klasse. Da waren ihm die wenigen Damen schon lieber. Einige schienen in der Tat allein unterwegs zu sein. Den Typ Unternehmensberaterin konnte er anhand der Kleidung und der Jugendlichkeit der Dame sofort ausmachen. Diese benahmen sich meist perfekt. Anders die älteren Semester, die meist unschwer als Selbstständige in irgendwas zu vermuten waren und gelernt hatten, ihre Umwelt zu ignorieren. Wo warteten eigentlich die vielen Mitglieder(innen) von Aufsichtsräten und Vorständen, die es neuerdings geben sollte? Jedenfalls nicht in der Lounge. Ach, und so richtig liebenswert fand er die meist älteren Damen mit exzellenter Frisur und Kleidung sowie Kelly-Bag, die ihren Ehemann auf Dienstreisen begleiteten oder auf dem Weg in den Urlaub waren. So stellte man sich das Verfliegen der Meilen vor. Diese Damen würden niemals kauend durch die Lounge schlurfen und hatten auch für die Mädels vom Service stets ein freundliches Wort. Konnten nicht alle so drauf sein?
Jetzt hatte er doch vor lauter Sinnieren fast seinen Aufruf überhört. Und seiner Frau musste er ja auch noch mitteilen, dass er jetzt im Flieger saß. Also schnell das Handy rausgeholt, mit der anderen Hand ein Griff in die Glasschale mit dem Lakritz- und Haribozeug und die ganze Handvoll schnell in die Hosentasche. Der Imbiss in der Business Class war schließlich auch nicht mehr das, was er mal war…
(Personen und Handlung sind frei erfunden.)
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