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Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen

Der heutige Beitrag ist von Julie Richter. Sie hat langjährige Berufserfahrung als Personalleiterin und lebt heute als Personalberaterin in der Nähe von Berlin.

Für U. S.

Ein neuer Filialleiter soll eingeführt werden, dabei scheint der alte schwer ersetzbar zu sein. Doch Uwe Sonnenberg weiß sich zu helfen. Wie, das lesen Sie in den Management-Spitzen Nr. 19 – Führungswechsel:

Heute war eigentlich ein guter Tag. Uwe Sonnenberg schaute sinnend aus dem Fenster seines Büros. Die Sonne schien, er hatte bereits einige wichtige Themen platziert und heute am späten Nachmittag würde er endlich die neue Filiale in der für das Unternehmen so wichtigen Mittelstadt am Rande des Harzes eröffnen. Sie waren dort sehr erfolgreich, trotz großer Konkurrenz aus dem Internet hatte der dortige Filialleiter es geschafft, eine Superkundenbindung zu erreichen. Man zählte auf ihn. Aber Felix Frühthau, so hieß der Mann, wollte zurück in die Zentrale. Da konnte man nichts tun. Sonnenberg hielt sich für die Führungskraft schlechthin, aber er hatte es nicht geschafft, Frühthau zu überzeugen, in der Region zu bleiben. Und so würde die heutige Feier in den neuen Räumen gleichzeitig die Verabschiedung von Frühthau einschließen. Und die Vor­stel­lung des neuen Filialleiters.
Sonnenberg war kurz davor, wütend zu werden. Gestern hatte er mit dem Neuen gesprochen. Da hatten ihm die ahnungslosen Besserwisser in der Zentrale aber einen intellektuellen Grenzanbieter geschickt. Möglicherweise war der weggelobt worden oder er konnte etwas anderes, aber keine Filiale führen. So eine Schnarchnase und absolut kein Kundentyp. Sonnenberg hatte also ein Problem, aber ihm würde schon noch etwas einfallen.

In der Tür erschien sein Assistent und bedeute ihm, es sei Zeit, aufzubrechen. Es sei voll auf den Straßen und selbst sein mit allen Wassern gewaschener Fahrer könne nicht fliegen. Unterwegs grübelte Sonnenberg noch immer, führte dann das eine oder andere Telefonat und schon war man angelangt.

Schnurstracks schritt er mit großen Schritten an den Wartenden vorbei und auf Frühthau zu, der in seinem Büro saß. Durch die Glasscheibe sah man Sonnenberg auf Frühthau einreden und diesen mehrmals energisch den Kopf schütteln, dann verließ man gemeinsam den Raum und begab sich zu den wartenden Gästen. Eine große Zahl von Kunden war der Einladung gefolgt, selbst­ver­ständ­lich der Bürgermeister und was sonst noch Rang und Namen hatte in der Stadt. Alle Mitarbeiter sowie viele Handwerker, die an dem Umbau beteiligt gewesen waren, lauschten nun der Rede von Sonnenberg.

Der schilderte den schweren Anfang in den unzulänglichen Räumen, hob das Engagement der Mitarbeiter und insbesondere das des Filialleiters Frühthau hervor und dankte den Kunden für ihre Loyalität. Dann ließ Sonnenberg die Tücken des Umbaus erscheinen und malte aus, was alles noch hätte passieren können, wenn nicht die professionellen Firmen xy vor Ort gewesen wären und die Stadt ein Übriges getan hätte. Er griff auf Zitate bekannter Dichter zurück und zitierte sich selbst. Schließlich war er beim eigentlichen Thema angelangt und bedankte sich beim Filialleiter Frühthau für dessen außerordentliches Engagement und wünschte ihm alles Gute. Man klatschte und schüttelte Frühthau die Hände, Blumen wurden gebracht und überreicht. Dann ergriff Sonnenberg nochmals das Wort: „Gleichzeitig möchte ich natürlich die Gelegenheit nutzen und Ihnen unseren neuen Filialleiter vorstellen: Herrn Felix Frühthau. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen viel Erfolg bei seiner weiteren Arbeit hier in diesem wunderschönen neuen Haus.“ Sprach’s und verschwand.

(Personen und Handlung sind frei erfunden.)

Management-Spitzen Nr. 19 – Führungswechsel als PDF-Dokument